Am Samstag, den 04. September war es wieder so weit. Das bereits in der Juniausgabe der Ortsnachrichten vom Team der 74. Grundschule Gompitz vermeldete zaghafte Wachstum der Zuckertüten war abgeschlossen. Bei strahlendstem Sonnenschein und wunderbarer Atmosphäre durften die stolzen Schulanfänger ihre dicken Zuckertüten in Empfang nehmen, die sich, wie es seit Jahrzehnten Tradition ist, langsam und nacheinander aus der mächtigen Krone der Esskastanie herabsenkten. Darunter warteten die Kinder ungeduldig gemeinsam mit ihren ebenso gespannten Eltern darauf, endlich an die Reihe zu kommen. Der innere Kreis der Hauptakteure wurde umrahmt von Freunden und Verwandten, die sehr zahlreich gekommen waren und wie jedes Jahr den Schulhof und den Fußweg vorm Haupteingang bevölkerten. Es wurde fotografiert und gefilmt wie auf einer Pressekonferenz, um möglichst keinen einzigen Moment undokumentiert zu lassen.
Zuvor waren die Schulanfänger im Klassenzimmer von ihrer Lehrerin herzlich begrüßt worden und konnten sich auf diese Weise gleich mit der neuen Umgebung vertraut machen. Daraufhin ging es hinaus unter den Baum, wo die Schüler der vierten Klasse unter dem wundervollen Zuckertütenhimmel ein kleines Programm darboten.
Wann die heute mächtige Esskastanie genau gepflanzt wurde, ist nicht gewiß. Es wird vermutet, dass die Pflanzung anlässlich des 10jährigen Schuljubiläums der Gompitzer Schule im Jahr 1912 erfolgte1. Auch der tatsächliche Beginn der Zuckertütenbaum-Tadition ist nicht genau überliefert. Dieser wird sich aber sicherlich noch rekonstruieren lassen. Da die Schulanfänger ihre Zuckertüten in den Nachkriegsjahren noch in der Pennricher Schule bekamen, der Autor hingegen sicher weiß, dass ab den Sechzigern in Gompitz bereits dicke Zuckertüten wuchsen, sollte es sich um eine lösbare Aufgabe handeln, diesen weißen Fleck in der Geschichte noch zu tilgen.
Weil der Baum weiter wächst und sich verändert und bei Pflegemaßnahmen der Stadt hin und wieder auch Äste entfernt werden müssen, ist das Anbringen der Seile mit der Zeit komplizierter geworden. Es gelang, für diese schwierige Arbeit mittlerweile die Gompitzer Feuerwehr zu gewinnen. So entand aus einer gewissen Notlage heraus ein weiteres schönes Beispiel für Zusammenhalt und Heimatverbundenheit in unserer Ortschaft.
Wir wünschen den neuen Erstklässlern viel Erfolg und Spaß beim Lernen! Es möge für sie, wie auch für alle anderen Altersstufen, sehr bald wieder Normalität in den Schulalltag einkehren.
Text und Fotos: Rudi Rastlos
05.09.2021
1 aus der Festschrift 800 Jahre Gompitz, André Kiesewalter