Aus Anlass des 277. Jahrestages der Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745, ludt Herr Manfred Buder wie bereits in den 20 vorangegangenen Jahren zur traditionellen Rundwanderung über das ehemalige Schlachtfeld ein. Der Treffpunkt war am 11. Dezember um 13 Uhr vor der Gaststätte „Schützenhaus“. Die Länge der in ca. 4 Stunden zu bewältigenden Strecke beträgt ca. 6 km.
Diese hochinteressante jährliche Wanderung findet für gewöhnlich bei jedem Wetter statt, musste aber wegen extremer Witterung auch schon zwei mal ausfallen. Es ist bewundernswert, mit welchem Enthusiasmus Herr Buder, der diese als Mitglied des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte organisiert und durchführt, über einen so langen Zeitraum aktiv dafür sorgt, dass das Wissen um diesen Meilenstein in der sächsischen Geschichte lebendig bleibt.
Auch wenn viele schon von der berühmten Schlacht bei Kesselsdorf gehört oder gelesen haben, macht es doch einen großen Unterschied aus, an Ort und Stelle und zur entsprechenden Tageszeit über die Geschehnisse und viele Einzelheiten der Schlacht kompetent unterrichtet zu werden. Und wenn wie in diesem Jahr auch noch die Witterung geeignet ist, sich die Strapazen der Menschen und Tiere unter den damaligen Verhältnissen annähernd genau vorzustellen, wird mit jedem gegangenen Meter und jeder weiteren Erläuterung die Wanderung zur Zeitreise. Nach einer vom Heimatverein gut organisierten Glühweinrast im Vereinsgebäude in Kesselsdorf ging es schließlich in Richtung des damaligen Hauptkampfplatzes am Wüsteberg, den wir in der mittlerweile angebrochenen Dämmerung zu authentischer Stunde erreichen. Von hier aus hat man die Perspektive der bekannten Zeichnung zur Schlacht auf einer Ansichtskarte von Brück & Sohn und erkennt auch noch einigermaßen die früheren Geländeverhältnisse. Hier wurde Sachsen und seine Verbündeten überrannt und alles geschah in einer Zeitspanne, die kürzer war, als die der soeben absolvierten Wanderung. All das bleibt dadurch in einprägsamer Erinnerung.
Am 15.12.1745 standen sich bei Kesselsdorf ca. 31 000 Preußen und ca. 32 000 Sachsen/Österreicher gegenüber. Von 10 Uhr bis 14 Uhr marschierten die Preußen auf dem Schlachtfeld auf.
Um 14 Uhr gab der „Alte Dessauer“ den Angriffsbefehl auf die „Große Batterie“ am Dorfausgang von Kesselsdorf. In einer der blutigsten Schlachten der „Schlesischen Kriege“ lagen nach 3 Stunden ca. 5100 preußische und ca. 3800 sächsische/österreichische Soldaten tot oder verwundet auf dem Schlachtfeld.
Über das Elend der Verwundeten, von denen nach Meinung der Historiker über kurz oder lang noch bis zu 80 Prozent an den Folgen starben, über die Waffentechnik und über die Logistik bei der Versorgung, insbesondere bezüglich der tausenden Reit- und Zugpferde, wußte Herr Buder anschaulich zu erzählen. Und wer wissen will, warum die Schlacht bei dem knappen Tageslicht erst 14 Uhr begann und wie viele Fehler sich die sächsische Seite leistete, die eigentlich hätte die Schlacht gewinnen müssen, der sollte sich für nächstes Jahr einen der beiden Sonntage um den 15.12. im Kalender vormerken oder sich über die geschichtliche Überlieferung in den Quellen informieren, die ich nachfolgend für Sie aufliste.
Man sieht sich!
Zum Nachlesen:
https://www.heimatkreis-kesselsdorf.de/die-schlacht/
https://aksmg.jimdofree.com/schlacht-bei-kesselsdorf-15-12-1745/
Buch: SAXONIA, Schriftenreihe des Vereins für sächsische Landesgeschichte, Die Schlacht bei Kesselsdorf (heute für 5 € beim Kesselsdorfer Heimatverein erworben), Nachdruck aus Artur Brabant, Kesselsdorf und Maxen, Zwei Winterschlachten bei Dresden, 1912
Heft: Gunther Götze, Zum Gedenken an den 275. Jahrestag der Winterschlacht bei Kesselsdorf (z.B. bei Thalia für 20 €)
Buch: Alexander Querengässer, Kesselsdorf 1745, Eine Entscheidungsschlacht in der Frühen Neuzeit, Beiträge zur Geschichte des Militärs in Sachsen (im. Buchhandel für 30 €)
Text und Fotos: Hans Hase
15.12.2022